Die Art des Wohnens und das städtebauliche Wohnumfeld lassen Rückschlüsse auf gesellschaftliches Denken, Handeln, zwischenmenschliche Beziehungen und Machtstrukturen ziehen.
Umgekehrt wirkt die Wohnform auch wieder zurück auf die Bewohner und ihr Denken. Diese Wirkung äussert sich in einer starken Tendenz, die bestehenden Strukturen und sozialen Beziehungen als selbstverständlich hinzunehmen und beizubehalten.
Also wird jede Veränderung, ob zum Guten oder zum Schlechten - in unserem Fall: Die Veränderung der Beziehung des Wohnens zum Wohnumfeld - auf Widerstand stossen.
Im Laufe der Jahrzehnte aber verändert sich die Beziehung Wohnen - Wohnumfeld trotzdem. Allerdings geschieht dies derart langsam, dass die Veränderungen vom Einzelnen kaum wahrgenommen werden: Da entsteht eine Strassenerweiterung, dort ein neues Haus, einige Flugzeuge fliegen näher an uns vorbei, und in der Ferne wird an einer neuen Autobahn gebaut. So steht die einzelne Wohnung allmählich und unmerklich einem neuen, veränderten Umfeld gegenüber.
Die schleichenden Veränderungen lassen uns Zeit, uns langsam an die neuen Umstände zu gewöhnen. Sie werden hingenommen, allerdings mit einem nicht deutlich bewussten, doch zunehmendem Unbehagen. Es sitzt tief im Unbewussten und richtet sich zum Beispiel gegen die "Verbetonierung" unserer Umwelt. So steht plötzlich "Beton" zu Unrecht für das Übel unserer zunehmend unwirtlich gewordenen Umwelt.
Dabei liegt die Ursache des Unbehagens nicht bei einem einzelnen Material. Sie liegt im Aufeinanderprallen von Gegensätzen im Wildwuchs des städtebaulichen Umfeldes, welche nicht miteinander harmonieren.
Diese Harmonie wiederherzustellen ist eine Aufgabe, welche behutsam angegangen werden muss. Bereits mit jedem Bauwerk, vor allem mit jeder neuen Siedlung, kann ein Beitrag zur Wiederherstellung einer gesunden Beziehung Wohnung - Wohnumfeld geleistet werden.